Neun einfache Hacks für guten Schreibstil
Nominalstil vermeiden
Die Aneinanderreihung von zu vielen Nomen stört den Lesefluss. Sätze wie diese sind daher schwer lesbar:
Der Diskurs der Betroffenen in der Grenzregion der Niederlande zu Deutschland ist der Politik und der Wirtschaft in seinen Hauptdeterminanten fremd.
Hilfsverben nur dort wo notwendig
Hilfsverben sollten nur begrenzt als Vollverben verwendet werden. Zugegeben: in Rohtexten erleichtert dieser Kniff oft die Arbeit. Aber in der finalen Fassung sollte anderen Verben der Vorzug gegeben werden. Sie sind meist präziser und zudem eleganter.
Beispielsweise:
In der Kiste sind drei rote Bälle und diese haben Beschädigungen.
Stattdessen: In der Kiste befinden sich drei rote, beschädigte Bälle.
Ideale Satzlänge
Versuche nicht mehr als 13 Wörter pro Satz zu verwenden. Alles darüber Hinausgehende sollte auf zwei Sätze aufgeteilt werden, um den Lesefluss zu erhalten. So ist der nachfolgende Satz zwar korrekt, würde aber von einer Trennung profitieren. Und die korrekte Beistrichsetzung fällt dann auch leichter …
Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im späten 19. Jahrhundert entbrannte ein Kulturkampf um das Bretonische, da es von der Regierung in Paris zur unerwünschten Sprache erklärt und unter Androhung von stigmatisierenden Strafen aus den Schulen in Frankreich verbannt wurde.
Auch das Gegenteil – also zu kurze und abgehackte Sätze – sollte vermieden werden. Hier drohen der Lesefluss und das Argument verloren zu gehen:
Im 19. Jahrhundert wurde die Schulpflicht eingeführt. Es entbrannte ein Kulturkampf. Die Pariser Regierung lehnte das Bretonische ab. Sie führte stigmatisierende Strafen ein.
Umständlichkeit vermeiden
Die tatsächliche Information sollte immer leicht erfassbar sein. Hürden wie diese sind unschön und unterbrechen den Lesefluss:
Die Hunnen, das war ein Volk aus Zentralasien, welches die Völkerwanderung auslöste.
Stattdessen:
Das zentralasiatische Volk der Hunnen löste die Völkerwanderung aus.
Keine Fragmente und Kommentare
Atemlose Fragmente und kontroverse Kommentare haben ihren Platz – aber nicht in der Wissenschaft. Hier zählen konzise und objektive Aussagen. Folgendes sollte daher vermieden werden:
Das Internet befindet sich im Umbruch. Jeden Tag taucht ein neuer Hype auf. Das Silicon Valley überschlägt sich. Da kommt man gar nicht mehr mit.
Maßvoller Einsatz von Passivkonstruktionen
In der Wissenschaft interessiert meist, wer etwas getan hat. Passivkonstruktionen verschleiern dies oft bzw. lassen die handelnden Personen in den Hintergrund treten. Daher sind aktive Verben in der Regel zu bevorzugen.
Der Boden wurde (vom Friseur) gefegt.
Stattdessen: Der Friseur fegte den Boden.
Maßvoller Einsatz von Verneinungen
Wenn aus der Verneinung selbst keine wichtige Information hervorgeht, ist eine Bejahung oft leichter verständlich.
Der Florist trank keinen Kaffee und den Tee mochte er auch nicht.
Stattdessen: Der Florist wählte Orangensaft.
Variation gegen Langweile
Eine Arbeit über zB Hausangestellte kann schnell langweilig werden, wenn diese Bezeichnung nie variiert wird. Zudem dient es in der Regel der Präzision, wenn Chaufeurinnen, Köche, Gärtnerinnen usw. als solche konkret benannt werden. Eine Alternative stellen Demonstrativpronomen dar.
Auch die Satzkonstruktion selbst sollte variiert werden. In der nachfolgenden Passage geht die Spannung rasch verloren: Die Hausangestellten arbeiteten in der Küche. Sie trugen ihre eigene Kleidung. Arbeitskleidung wurde nicht gestellt. Die Hausangestellten kritisierten diesen Umstand. Die Gewerkschaft unterstützte sie dabei.